XML
sru:version: 1.2; sru:query: fcs.rf="baedeker.4_58"; fcs:x-context: baedeker.4; fcs:x-dataview: title,full; sru:startRecord: 1; sru:maximumRecords: 10; sru:query: fcs.rf="baedeker.4_58"; sru:baseUrl: ; fcs:returnedRecords: 1; fcs:duration: PT0.017S PT0.04S; fcs:transformedQuery: descendant-or-self::fcs:resourceFragment[ft:query(@resourcefragment-pid,<query><phrase>baedeker.4_58</phrase></query>)];
1 - 1

LIV X. ALLGEMEINE WINKE. besonders bei Fahrten auf den Mississippi oder den großen Seen
oder durch die Ebenen des Westens und Ermüdung zu rechnen
als in Europa.

Um von einer Reise nach den Vereinigten Staaten den rechten Genuß
zu haben, muß man vor allem jede Voreingenommenheit zu Hause lassen
und den Willen mitbringen sich in die Landessitten zu schicken. Mit
ein wenig Geduld wird man oft finden, daß Dinge, die einem auf den
ersten Blick als unpraktisch und unverständig erscheinen, den Ortsver-
hältnissen
besser angepaßt sind als es unter ähnlichen Umständen in Europa
der Fall sein würde. Man versöhne sich von vornherein mit dem Mangel
an Respekt und Unterwürfigkeit seitens der Personen, die eine nach euro-
päischen
Begriffen untergeordnete Stellung einnehmen; einer wirklichen
Unhöflichkeit wird man bei Anwendung von etwas Höflichkeit auf dem
Fuße socialer Gleichberechtigung selten begegnen. Wer es versteht, wird
in vielen Beziehungen in den Verein. Staaten komfortabler reisen als in
Europa. Zu den unangenehmen Seiten gehören der Straßenschmutz in
den Städten, die schlechten Fahrwege auf dem Lande, die Überheizung
der Hotels und Eisenbahnwagen im Winter (nicht selten 17-20° R.) und
die Gewohnheit des Spuckens auf den Boden; doch sind die Amerikaner
selbst sich dieser Schwächen bewußt und das Bestreben sie zu beseitigen
ist unverkennbar.

Fast im ganzen Bereich der Vereinigten Staaten ist das Reisen jetzt
so sicher wie in den civilisiertesten Ländern Europas und das Tragen von
Waffen ist vollkommen unnötig, in vielen Staaten sogar ausdrücklich verbo-
ten
. Wer Touren in abgelegeneren Gegenden vorhat, möge sich wegen seiner
Ausrüstung an Ort und Stelle erkundigen. Die gesellschaftlichen
Formen
sind in Amerika im wesentlichen den europäischen ähnlich und
man darf nicht etwa denken, daß Nachlässigkeit in ihrer Beobachtung hier
eher erlaubt wäre als dort. Man wird selbstverständlich in verschiedenen
Teilen des Landes kleinere Abweichungen vom Hergebrachten finden, doch
sind gute Manieren überall gern gesehen. Die Zahl der Mitfahrenden
auf Tramways, Elevated Railroads etc. etc. ist unbeschränkt; in den Wagen
sind Riemen (Straps) zum Festhalten für diejenigen angebracht, die keine
Sitzplätze erhalten konnten. Die Preise aller Gebrauchsartikel sind in
den Verein. Staaten viel höher als in Europa; der Reisende möge daher
einen reichlichen Vorrat aller Gegenstände für den gewöhnlichen Bedarf
mitbringen, die er (oder sie) möglicherweise nötig haben kann, bis herab
zu Steck- und Nähnadeln, Litzen und Bändern, Handschuhen, Toilette-
artikeln
, Knöpfen und Zündhölzern (in Amerika meist sehr schlecht).
Eine Ausnahme bilden Stiefel und Schuhe, die in den Vereinigten Staaten
in vorzüglicher Qualität angefertigt werden und verhältnismäßig nicht
teuer sind; auch Baumwollstoffe sind ebenso billig wie in Europa.
Kleidungsstücke für den häuslichen Gebrauch können von leichterem
Stoff sein als in Europa, dagegen müssen Winterüberzieher für den Straßen-
gebrauch
viel dicker sein. Die schweren Winterkeider[Winterkleider] europäischer Damen
würden in der gewöhnlichen Wintertemperatur amerikanischer Hotels und
Eisenbahnwagen entschieden zu warm sein; leichte Seide wird sich für
ein Reisekleid am besten eignen, auch weil sie keinen Staub annimmt.
Überschuhe (Arctics und Rubbers) sind im Winter unentbehrlich und
werden von Damen wie von Herren allgemein getragen. First floor
ist in Amerika dasselbe wie Erdgeschoß in Deutschland, second floor wie
erster Stock u. s.w. Im Handbuch sind diese Bezeichnungen überall im
deutschen Sinne gebraucht.

Die Kunst des Barbiers und Coiffeurs (Hair-Dresser) hat sich
in den Verein. Staaten zu einer hohen Stufe entwickelt und die Haar-
schneide-Salons
sind oft sehr elegant eingerichtet. Die Preise sind jedoch
hoch. (Rasieren 10-25 c., Haarschneiden 25-35 c., Shampooing 15-25 c. etc.).

Öffentliche Bedürfnisanstalten sind in amerikan. Städten selten
vorhanden, werden aber in etwa durch die Lavatories der Hotels ersetzt, zu
denen die Vorübergehenden freien Zutritt haben. Die öffentlichen An-
stalten
in New York und einigen andern großen Städten sind nach Anzahl,
Umfang und Einrichtung durchaus ungenügend.